Nach den Vorfällen in Köln – die Pille danach muss rezeptfrei werden

Eine bunte Mischung Pillen

Omnomnom. The more, the merrier. CC BY 2.0 e-magineart.com

In Köln wurde eine Frau nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung bei den katholischen Krankenhäusern abgewiesen – schließlich müsste mensch sie über die Pille danach aufklären und vielleicht sogar verschreiben. Leider kein Einzelfall in Köln und auch in anderen deutschen Städten sieht es düster aus. Selbst an Unikliniken, die nicht konfessionsgebunden sind. Und auch wenn evangelische Kliniken die Pille danach herausrücken, läuft dies nicht ohne „pädagogische Maßnahmen“ ab. Auf Neudeutsch slut shaming, eine ordentliche Standpauke, dass ja wohl was schief gelaufen sei.

Diese scheinen auch bis heute der Hauptgrund zu sein, die Pille danach nicht wie in inzwischen 28 europäischen Ländern rezeptfrei abzugeben. Pointiert verdeutlicht das die Sprecherin des Hannoverschen Friederikenstifts:

Wie „Bonbons“ würden die Pillen aber nicht verteilt.

Als ob Frauen sich den Hormoncocktail regelmäßig aus Spaß reinkippen würden. Auch wenn es keine gefährlichen Nebenwirkungen gibt, sind die Aussicht auf Übelkeit und Bauchschmerzen doch das Gegenteil eines leckeren Nachtischs. Immer wieder wird die Gefahr der pillenschluckenden Teenager heraufbeschworen. (20 auf einmal! Mindestens!) Dass sich dies in den anderen Ländern nicht gezeigt hat, wird unterschlagen.

Bevor ein Rezept ausgestellt werde, müssten sich die Frauen von der diensthabenden Gynäkologin beraten lassen, sagt die Kliniksprecherin.

Der Normalzustand der deutschen Frauen scheint also zu sein: Zu blöd zum Verhüten, deshalb muss ihr eine Beratung aufgedrängt werden. Dass niedrigschwellige Angebote für Frauen mit Verhütungsfragen eventuell besser funktionieren könnten als eine herablassende Zwangsbelehrung – geschenkt. Worum es dabei nicht geht ist die Anleitung zum Einnehmen und Aufklärung über Nebenwirkungen. Das können auch die Apotheker_innen. Genauso wie weitere Informationen zu Verhütungsmitteln und Beratungsstellen anzubieten.

Nein, um Aufklärung geht es nicht. Sondern Menschen mit Gebärmutter eindeutig klar zu machen, dass diese nicht zu ihrem Vergnügen da ist. Mit der (selbst unfreiwilligen) Nutzung wird das Recht auf menschenwürdige Behandlung abgegeben, alle anderen haben die moralische Deutungshoheit. Und wer „aus Spaß“ mal nicht verhütet, muss halt die Konsequenzen tragen, denn Demütigung als Erziehungsmethode hat schon immer super funktioniert. Nicht.

Demnächst wird im Gesundheitsausschuss des Bundestags der Antrag von Mechthild Rawert diskutiert. Sie will die Pille danach ohne Rezept. Nach den letzten Vorkommnissen ist es höchste Zeit dafür.

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