Jahresrückblick (weitestgehend ohne Pandemie)

Als produktiven Jahresabschluss, habe ich endlich mal wieder die Unterseite Audio und Texte überarbeitet und mehr Texte für das Make Magazin verlinkt, denn zu anderer Arbeit bin ich in den letzten Jahren kaum gekommen. Dafür habe ich dort mit vielen Maker*innen gearbeitet, die uns von ihren kreativen und nützlichen Projekten erzählt haben, was immer wieder spannend und schön zu erleben ist. Hinzu kommen weitere Artikel, die ich „nur“ redigiert habe – etwa über eine CO2-Ampel zum Selberbauen, eine Klimakasse, die den eigenen Beitrag zum Klimawandel veranschaulicht oder die Lovebox zum Versenden kleiner Botschaften.

Mein bisher größtes Projekt: ein Sonderheft zum britischen Mikrocontroller PICAXE. Mein Kollege Carsten Meyer hat ein neues Programmierboard entwickelt, um die PICAXE-Chips einfacher nutzen zu können. Was man damit anstellen kann, erkläre ich zusammen mit weiteren Autoren in dem Heft (das derzeit wirklich nur als Printheft mit dem Board erhältlich ist). Ausnahmsweise gibt es auch mal wieder was zum Ansehen. Der Nokolino-Erfinder Nikolai Radke hatte mich kurzerhand als Technische Assistentin für sein Video-Tutorial zum Nokolino-Bau rekrutiert und ich dann live alle Bauteile zusammen gelötet. Im kommenden Jahr werden schließlich noch zwei Beiträge in einem Buch über Digitale Gewalt gegen Frauen erscheinen. Dazu dann bald mehr. Vorher geht es an den popkulturellen Rückblick.

Podcasts

Normalerweise nicht in meinem Podcatcher: Das Logbuch Netzpolitik, das für seine Folge 374 aber die geschätzte Katharin Tai eingeladen hat, die gerade in Taiwan weilt. Und erklärt, warum die Corona-Bekämpfung dort ohne Tracking-App und mit Datenschutz funktioniert, obwohl das hierzulande kaum jemand glauben möchte. Neu hinzugekommen in meiner Hörliste ist der Medizin-Podcast Heile Welt, der Medizin mit Politik und Ethik verbindet und etwa die Ökonomisierung des deutschen Gesundheitswesens in drei Folgen aufdröselt. Im Angesicht aktueller Schlagzeilen, dass Krankenhäuser mitten in der Arbeitsüberlastung kein Personal mehr bezahlen könnten, sind die Hintergründe wieder einmal wichtig zu verstehen. Um Recht aus feministischer Perspektive geht es bei Justitias Töchter vom Deutschen Juristinnenbund, den ich aber gerade erst angefangen habe. Métis in Space erweitert die Diskurse rund um Sci-Fi und Horror um Analysen aus indigenen Perspektiven, wobei die Darstellung indigener Kulturen selbst in progressiven Serien eher klischeebehaftet ist – hier bleibt noch viel zu tun.

Auf dem Bildschirm in Serie:

  • Star Trek Discovery ist in der dritten Staffel endlich sehr trekkig. Picard wiederum fing trekkig an, die Auflösung der ersten Staffel war allerdings nur noch mäßig kreativ.
  • Den Dadalorian, sorry, Mandalorian, musste ich dann natürlich auch schauen und die letzte Folge hinterließ ein kleines Grogu-förmiges Loch in meinem Herzen.
  • Skeptisch war ich bei Perry Mason, aber die Serie schafft es, die vermeintlich neuen Fragen rund um Diskriminierungen einmal im historischen Kontext aufzugreifen.
  • Aus dem Genre „Protagonistinnen, die zuviel trinken und wenigstens nicht immer schlechte Entscheidungen treffen“ empfehle ich dieses Jahr Sharp Objects, Stumptown, Wynonna Earp und Coroner (auch wenn es in der letztgenannten Serie eher weniger der Alkohol ist).

Ein paar Filme habe ich auch geguckt.

  • Birds of Prey (Brutal, aber erfrischend, mein letztes Mal im Kino)
  • Knives Out (absurd und unterhaltsam, mein erstes Mal Autokino!)
  • The Half of it (danke Netflix)
  • Hannah Gadsby: Douglas (weniger Medienkritik, immer noch umwerfend)
  • The Old Guard (Das wird doch ein Franchise, oder? ODER?)

Und natürlich Dokus und zwei Kurzfilme:

  • Disclosure (auf Netflix, über die Repräsentation von trans Charakteren in Hollywood)
  • Crip camp erzählt, wie aus einem Jugendcamp die Behindertenbewegung in den USA entstand
  • Being Sasha über Sascha Rijkeboer und das Leben als non-binäre trans Person (noch bin zum 1. Februar kostenlos nachsehbar)
  • Becoming Black von Ines Johnson-Spain, die ihre Familiengeschichte als Schwarzes Kind in der DDR aufrollt (noch bis zum 3. Oktober kostenlos in der Mediathek verfügbar)
  • Canvas über einen Großvater, der seine Passion wiederfinden muss.
  • Loop mit dem ersten autistischen Charakter in einem Pixarfilm

Zum Schluss noch ein Mini-Dokudrama auf YouTube:

Hörempfehlungen: Podcasts über die Klimakrise, moderne Arbeit, uralte Hefe und mehr

Auf Instagram gebe ich ihn und wieder Tipps zu Podcasts, die mir besonders gefallen oder aus denen ich viel gelernt habe. Für alle, die dort nicht jeden Tag rumschauen oder mein (inzwischen recht langes) Highlight der Empfehlungen durchklicken wollen, gibt es nun hier eine Übersicht zum nachlesen und -hören.

  • The Radical AI Podcast: Is Uber Moral? The Ethical Crisis of the Gig Economy with Veena Dubal
    Dubal erforscht und erklärt hier, wie sich das Geschäftsmodell von Uber und Lyft auf die Psyche und Selbstbeschreibung ihrer Fahrer_innen auswirkt, im Unterschied zur klassischen Taxi-Branche. Letztere konnten etwa den Aufbau einer loyalen Kundschaft oder ihr Wissen über den Verkehr nutzen, während Arbeit mit/für die Apps eher an eine „Sucht auf den nächsten Ping“ erinnert.
  • WDR 5 Tiefenblick: Oury Jalloh
    Wer sich über die Jahre mit dem Fall Oury Jalloh beschäftigt hat, erfährt nicht unbedingt neues – der Podcast verdichtet aber noch einmal sehr eindrücklich, wie in den letzten 15 Jahren die Aufklärung des Todes von Jalloh in einer Ausnüchterungszelle immer wieder verhindert wurde. Im Angesicht der aktuellen Debatten um Polizeigewalt ist auch der Blick auf übergriffige Praktiken erhellend, die aus der DDR mitgenommen und anscheinend in keiner Weise unterbunden wurden.
  • Framelab: The Truth Sandwich
    Mit klaren Lügen und verwirrenden Statements verändern derzeit Donald Trump und Konsorten die politische Debatte. Fakten bleiben dabei auf der Strecke, denn jede Wiederholung einer Unwahrheit verankert sie ein bißchen mehr im individuellen und kollektiven Gedächtnis. Eine Strategie, um damit konstruktiv umzugehen ist das „Tatsachen-Sandwich“, bei dem eine Lüge immer nur im Kontext der Fakten dargestellt wird: Berichterstattung sollte mit einer Tatsache beginnen, die Falschaussage umrissen werden und schließlich noch einmal zu den Fakten zurückgekehrt werden.
  • Dissens: #85 „Gewinne im Gesundheitssystem gehören nicht in Aktionärshand“
    Personalentlassungen und Schließungen von Krankenhäusern, mitten in einer Pandemie? Was auf den ersten Blick widersinnig aussieht, ist eine logische Folge der Gewinnorientierung im deutschen Gesundheitssystem. Krankenschwester Franziska Böhler erklärt, warum wir damit aufhören müssen, Solidarbeiträge in Hedgefonds abefließen zu lassen.
  • The Henceforward: Red and Black DNA, Blood, Kinship and Organizing with Kim Tallbear
    Schon vier Jahre alt aber aktuell wie nie: Eve Tuck und Kim TallBear diskutieren, wie Rassismus Indigene und Schwarze Menschen unterschiedlich konstruiert. So gilt etwa Barack Obama als Schwarz, obwohl er müttlicherseits eine weißen Familie entstammt, während Indigene Verwandtschaften gezielt ausradiert wurden.
  • The Ezra Klein Show: How to solve climate change and make life more awesome
    Die Beschreibung der Episode besagt, die meisten Gespräche über den Klimawandel seien sehr deprimierend. Diese Unterhaltung nicht. Das stimmt. Stattdessen erläutert Saul Griffith, wie wir unsere Energie „entkohlen“ und das, ohne einfach nur auf Atomenergie umzusteigen. Der Haken: Wir müssten es wirklich wollen.
  • ologies: Gastroegyptology (Bread Baking) with Seamus BlackleyVor knapp einem Jahr ließ Hobbybäcker Seamus Blackley Twitter ein ganz besonderes Experiment verfolge: Seinen Versuch, 4000 Jahre alte Hefe aus Ägypten wiederzubeleben, um damit Brot zu backen. Hier erzählt er mehr über die Arbeit mit neuer und alter Hefe.
  • Anomaly Supplemental: Something About Superheroes
    Bei aller Comicliebe eines meiner Pet Peeves: Warum lassen wir Superheld_innen eigentlich mit so vielen Kollateralschäden davon kommen? (Der Podcast ist von 2013, dass es seither keinen She-Hulk-Film gibt, der sich dieses Themas annimmt, ist ein weiteres Pet Peeve.)
  • Nightvale Presents: Alice isn’t Dead
    Jasika Nicole ist in diesem fiktionalen Horror-Podacst als LKW-Fahrerin Keisha in den USA unterwegs, um ihre totgeglaubte Frau Alice wiederzufinden.

Ein popkultureller Rückblick auf (mein) 2017

Letztes Jahr gab es gar keinen Rückblick hier – zwischen Weihnachten und Neujahr war ich unterwegs und die Zeit lief davon. Dieses Jahr ist es die letzte Sekunde und knapp zusammengestellt, aber immerhin! Dafür habe ich die Kommentare geöffnet für Diskussionen und Fragen zu diesen ausgewählten Empfehlungen. Enjoy!

Bücher

Ich bin endlich zur Science-Fiction zurückgekehrt. Ich habe die Ancillary-Reihe von Ann Leckie angefangen, die Expanse-Serie und die Three-Body-Reihe von Cixin Liu. Bei den Comics habe ich die Bitch Planets von Kelly Sue DeConnick endlich nachgelesen.
Abseits der Sci-Fi habe ich die Bücher von Zitkala-Ša gelesen, die zu den ersten Veröffentlichungen der nordamerikanischen Ureinwohner_innen gehören und den Übergang vom traditionellen Leben zum aufgezwungenen „modernen“ Leben mit christlichen Internaten und Reservaten, in dem möglichst jede Erinnerung an zuvor unterbunden wurde.

Filme

Oh ja, Hidden Figures, Wonder Woman (da gibt’s sogar eine Rezension von mir) und Die letzten Jedi.
Aufgeholt habe ich die Dokus Ukraine is Not a Brothel über Pussy Riot, Paris is Burning über die New Yorker Ballroom-Kultur der 80er, Whore’s Glory über Sexarbeiterinnen, Growing Up Coy über den Kampf einer Familie, damit ihre Tochter als Mädchen zur Schule gehen darf, und Pay it No Mind über Marsha P. Johnson (nicht den Netflix-Mist, der auf der Arbeit einer Schwarzen Trans Filmemacherin aufbaute, ohne dies wirklich deutlich zu machen).
Schon „etwas“ älter ist The Curse of Quon Gwon von einer der ersten Filmemacherinnen, Marion E. Wong, und nicht ganz einfach mit englischen Untertiteln zu sehen Mystère à la Tour Eiffel – ein viktorianischer Krimi mit einem lesbischen, interracial Paar.

Serien

Fund des Jahres ist One Day at a Time auf Netflix, der kubanisch-amerikanische Reboot einer Familienserie mit alleinerziehender Mutter. Star Trek Discovery lässt mich immer noch mit gemischten Gefühlen zurück (I was briefly in a podcast). Nicht so bekannt, aber ebenfalls Highlights waren Crazyhead, Wynonna Earp und iZombie für alle Buffy-Cravings bzw. eine Zombie-Krimiserie. Sci-Fi kann ich hier mit SyFy-Serien gleichsetzen: The Expanse (ja, noch mal), Killjoys und Dark Matter.

Podcasts

Im Zuge von Star Trek Discovery habe ich ALL the Podcasts gehört: Die FREQcast Recaps, Anomaly (siehe oben), Angel Two und Highly Logical. Außerdem den Verity-Podcast zu Doctor Who mit zahlreichen Expertinnen, das neue Popradar (auf Deutsch) und den CNC-Maschinenpodcast G4 hab ich auch nachgehört.

Ansonsten bin ich vor allem immer noch zu Pokémon Go durch die Welt spaziert. JAHA, IMMER NOCH!

Best of Nine 2017: Bilder von den Rocky Mountains, Niagara Fällen, im Ladies is Gender Neutral Shirt und mit Frauenkampftagssymbol auf den Fingernägeln

Guten Rutsch 🙂

Pussyhats und mehr – eine Protest-Sammlung zum Mitmachen

Nicht nur Twittern, auch Bloggen? Hier sind einige Anregungen, die Symbole aktueller Politikproteste in den Alltag mitzunehmen. Alles schon mal getwittert, jetzt zusammengestellt im Blog.

Der Pussyhat zum Selberdrucken

Eine Pussyhat-Vorlage für 3D-Drucker hat Josh Ajima erstellt und auf Thingiverse zum Download bereit gestellt.
Eine Gruppe an Lego-Figuren mit rosa Pussyhats und einem Protestschild mit dem Venus-Spiegel, dem "Frauenzeichen".

#shepersisted sticken

Alternativ gibt es eine Pussyhat-Stickvorlage von Haley Pierson-Cox, inklusive #shepersisted. Das Meme entstand, als der republikanische Fraktionsführer Mitch McConnell der demokratischen Senatorin Elizabeth Warren verbat, einen Brief von Coretta Scott King vorzulesen. Die Bürgerrechtlerin (und Frau von Martin Luther King) sprach sich darin gegen die Ernennung von Jeff Sessions zum Bundesrichter aus. Nun ging es um seine, letztlich erfolgreiche, Ernennung zum Generalstaatsanwalt.

Eine Stickvorlage mit dem Text "Nevertheless, she persisted" und darunter fünf verschiedenen, gestickten Figuren mit rosa Pussyhats-

Der Pussyhat für Slack

In der Wikipedia ist inzwischen ein Emoji mit Pussyhat (Lizenz: CC BY-SA 4.0 von CFCF) aufgetaucht. Das Motiv unten habe ich für den Messenger Slack als Custom Emoji zurecht gebastelt. So klappt’s mit dem Einbinden in eigene Slacks.

Gelbes Emoji mit roten Wangen und rosa "Pussycat" mit zwei Katzenohren

an.schläge-Protestsongs

In der aktuellen anschläge gibt es eine Playlist mit Protestsongs. Die habe ich, soweit vorhanden, in eine Spotify-Liste aufgenommen (dieser Link sollte gehen, auch wenn das Widget unten nicht mag).

PS: Noch eine #shepersisted-Stickvorlage

Auch Comic-Zeichnerin Erika Moen hat eine Stickvorlage veröffentlicht und bittet dafür um eine Spende an die International Women’s Health Coalition. Danke an @TheRosenblatts für den Hinweis.

Eine Stickvorlage mit drei Disteln, darüber die Aufschrift "Nevertheless, she persisted."

Women and tech/science/sci-fi

Eine Auswahl an (leider nur englisch-sprachigen) Texten, die ich in den letzten Wochen zu diesem Thema gelesen habe.

Brianna Wu on Gamergate and the state of sexism in tech:

In software engineering, we have the term “technical debt”. When you don’t do a job correctly, unaddressed problems become harder and harder to solve. The videogame industry has massive “sexism debt”, interest accrued for problems unaddressed for the last 30 years.

Anne Gibson on Codes of conduct and tech spaces:

[…] every day I do at least 20 things to avoid being raped or assaulted. Most men don’t have to think about their basic safety from minute to minute (especially cis white men) but the majority of the rest of us are actively vigilant about it.[…]
The default assumption about a tech space is that it is not safe and welcoming. There, I said it.[…]
I assume that if a conference is bragging about a perfect safety record, it means the attendees who were harassed didn’t know how to report it or didn’t trust the organizers, not that it was safe. Why?

Katie Kovalcin on dealing (badly) with harassers:

This event has a Code of Conduct. They even reiterated their Code of Conduct to me in our email exchanges. What they failed to mention, and what I’ve gathered through their 2 days of “trying to figure out a solution” is that they are extremely ill-equipped to act on it. […] So, I reported an incident. I detailed someone who harassed me, provided receipts of the sexual harassment, and you want to then tell him I reported him and stick us in the same hotel? While effectively punishing me and not allowing me to participate in part of the conference because I was on the receiving end of harassment?

Caroline Sinders on UX design and digital harassment:

[…] this concept called “designing consent.” We didn’t design consent into our social networks because when we designed our social networks years ago we designed for a different demographic and a different user group. We designed for a small town, but right now social media is a very, very large city. The infrastructural needs have changed. We didn’t update them to reflect those needs.

Amy Wallace on the kerfuffle around the 2015 sci-fi Hugo awards:

The mainstream press first started reporting on the gaming of the Hugos’ nomination system back in April, when fan-favorite authors who were women and people of color had been largely edged out of the final ballot. […] It was a backlash against gains they’ve made everywhere. Like the sound of starship engines, the Hugos don’t exist in a vacuum.

Rachel Thomas on the science and numbers behind women in tech:

When researcher Kieran Snyder interviewed 716 women who left tech after an average tenure of 7 years, almost all of them said they liked the work itself, but cited discriminatory environments as their main reason for leaving. In NSF-funded research, Nadya Fouad surveyed 5,300 women who had earned engineering degrees (of all types) over the last 50 years, and only 38% of them are still working as engineers. Fouad summarized her findings on why they leave with “It’s the climate, stupid!”

DJ Pangburn on Russian architect and engineer Galina Balashova:

Her delicate and rich watercolors and pencil illustrations—the design templates for the Soyuz capsules, for the Salyut and Mir space stations, and for the Buran program, the Soviet space shuttle—are testaments to functionality, and have served multiple generations of Russian spacecraft up to the present. But they are also gorgeous works of art, like relics from a nearly forgotten future. Her own work, much of it once top secret, has itself nearly been forgotten, even within Russia.

Bis zum 15. November ist in Frankfurt am Main eine Ausstellung mit Balashovas Werken im Architekturmuseum zu sehen.

Laurel Westbrook and Aliya Salperstein: Rethinking the Measurement of Sex and Gender in Social Surveys

A hyper-gendered world of “males” and “females,” “brothers” and “sisters,” and “husbands” and “wives” shapes what we can see in survey data. If not altered, surveys will continue to reproduce statistical representations that erase important dimensions of variation and likely limit understanding of the processes that perpetuate social inequality.

PS: Storybundle hat gerade das The Women in Science Fiction Bundle.

PPS: Tansy Rayner Roberts stellt in einer neuen Reihe in ihrem Blog Sci-Fi-Autorinnen des 20. Jahrhunderts vor.

PPPS: Zwei Sci-Fi-Fantasy-Kurzfilme von Bridget Palardy via Black Girl Nerds.

Spark

OowieWanna

Filme! Angeschaut in 2014

Angespornt von einer App, mit der ich meine „Anzusehen“-Liste digitalisiert habe, habe ich dieses Jahr a) endlich wieder ein paar Filme gesehen und kann b) nun sogar darüber bloggen, welche ich empfehle. Viele Ideen habe ich von Bitch Flicks gehabt und gerade Mediathek-Empfehlungen kamen über Twitter rein. Nicht zuletzt seit der China-Reise standen auch einige asiatische Filme auf dem Sendeplan. Viele der Dokumentationen sind im Internet umsonst anzusehen oder immerhin zu erwerben.

  • Chisholm ’72
  • Shirley Chisholm war 1972 eine der Kandidat_innen in der Demokratischen Partei für die US-Präsidentschaftswahlen. Als einzige Frau, schwarze Frau, in einer See aus weißen Männern. Ihre Reden sind präzise, mitreißend und werden (leider) auch 2015 aktuell sein.

  • Pussy Riot: A Punk Prayer
  • Auch bei Bitch Flicks gefunden (am Rest der Liste arbeite ich noch…) Fand ich eine schlüssige Zusammenfassung des Prozesses.

  • Transgender Parents
  • Ein Tip der Fuckermothers. Über Väter mit Gebärmutter, stillende Transfrauen und die immer noch allzu reale Gefahr, die eigene Familie zu verlieren. Ggf. ein Taschentuch bereit legen.

  • What is new in African feminisms, pop, people and politics?
  • Zufallsfund auf Mon pi Mon einer Podiumsdiskussion von Nana Darkoa Sekyiamah mit Meklit Hadero, Rita Ray, Jessica Horn und Pontso Mafete über afrikanische Feminismen und feministische Geschichte. Mit einem deutlichen Aufruf, sich an die vielfältigen Vorgängerinnen zu erinnern und statt einer, viele Geschichten zu schreiben.

  • For my Sisters
  • Auch für ansonsten Nicht-Jazz-Fans interessant: Eine Reise mit Carole Alston durch das Jazz-Age, auf den Spuren von vier Sängerinnen. Alberta Hunter, Sarah Vaughan, Carmen McRae und Nina Simone. Lief auf 3sat und wird sicher irgendwann wiederholt.

  • War Zone
  • Diese Doku zu Belästigung im öffentlichen Raum hatte ich bereits hier im Blog empfohlen.

  • Women in Space
  • Eine der Makers-Dokumentation über Frauen in verschiedenen Bereichen. Hier über ihre Rolle in der Raumfahrt, die (nur aufgrund ihres Geschlechts) abgelehnten ersten Astronautinnen und das alles erzählt von Jodi Foster!

  • Man for a Day
  • Habe ich nur zwei Jahre für gebraucht, den zu mal zu schauen… Und nun große Lust, selbst einmal einen von Diane Torrs Workshops zu besuchen.

  • To Kill a Sparrow
  • Bei der New York Times gesehen: Eine Doku aus Afghanistan über eine junges heterosexuelles Paar, das aufgrund von „Moralverbrechen“ im Gefängnis landete. Als Moralverbrecherinnen werden dort derzeit viele Frauen verurteilt, die sich Gewalt widersetzen.

  • To be Takei
  • Auch dazu hat Bitch Flicks schon alles gesagt… Ein interessanter Einblick in George Takeis Leben und seinen Einsatz für Menschenrechte. Highlight, nicht nur für Trekkies: Nichelle Nichols‘ Side-Eye gegenüber William Shatner.

  • GTFO
  • Hab ich Euch bei herzteile bereits empfohlen. Unbeabsichtigt relevant, wie es bis heute für Frauen als Gamerinnen aussieht.

  • Gaming in Color
  • Ebenfalls ein herzteile-Tip, über queere Spieler_innen.

  • The Soong Sisters
  • Verfilmung der Leben der drei einflussreichen Politikerinnen und Schwestern, zwischen Ende der letzten Dynastie und der Gründung sowohl der kommunistischen Volksrepublik China als auch der Republik China (Taiwan).

  • Woman Avenger
  • Wie auch die beiden nächsten Filme auf Empfehlung von Jezebel. Dieser mit Triggerwarnung zu sexualisierter Gewalt. Dafür viel weibliche Solidarität.

  • Come drink with me
  • Cheng Pei Pei (Zhèng Pèipèi) kennt ihr hoffentlich aus Crouching Tiger, Hidden Dragon.

  • The Crane Fighter
  • Mädchen dürfen kein Kung-Fu lernen? Pff, dann bringen sie es sich halt selbst bei.

  • The Four-Reihe
  • Ja. Ähm. Das lief halt im Flugzeug und bei Kung-Fu mit etwas Steampunk kann ich leider nicht nein sagen.

  • The Castle of Crossed Destinies
  • Die Idee klang spannend: Nach einer Epidemie, die nur Männer hingerafft hat, wird im historischen Japan ein Matriarchat eingerichtet. Allerdings geht es dann im Film nur um die Ränkespiele der männlichen Konkubinen und nicht um die von Frauen betriebene Wirtschaft und Politik. Der ursprüngliche Manga hat mich dann mehr angesprochen.

  • Agent Carter
  • Marvel, get your shit together. Ein Kurzfilm mit Agent Carter macht noch keinen Abend. Mal sehen, wie die Serie dann wird…

Und bereits ein Tip für 2015: Arte wiederholt am 2. Januar Mein Leben zwischen den Geschlechtern (Orchids: My Intersex Adventure). Dann auch bis zum 9. Januar in der Mediathek.

Links! Wonder Woman, Astronautinnen und mehr.

Vor dunklem Hintergrund sind bunte Leuchten eines Tetrisspiels.

Endlich ein gutes Foto vom Türtris.

Bitch Flicks widmete sich gerade dem „Terror kleiner Mädchen“. Der Verlust der kindlichen „Unschuld“ als Verarbeitung der Veränderungen, die die Frauenbewegung brachte.

Buhu DC. Was macht ihr nur mit Wonder Woman. Ein Teddybär im Flugzeug? The Mary Sue hat außerdem einen langen Überblick über die verschiedenen Herkunftsgeschichten und warum der Film nicht die aktuelle nehmen sollte.

Statt Gemeinschaften zu pflegen, drängt Twitter neuen Nutzer_innen verstärkt Promis und Marken auf. Das passt zum Gesamtbild, in dem Belästigung toleriert wird.

Was sagen eigentlich selbst gut-gemeinten Diskussionen mit Hasskommentatoren? Dass Menschen sich mit ihnen beschäftigen, statt mit anderen. Die dann vermutlich nicht mehr kommen. Was also tun? Zwei Vorschläge am Beispiel von GitHub.

Wissenschaftliche Zeitschriften sind ein Geschäft, das an vielen Stellen reformiert gehört. Neben Journals, die Kontrollmechanismen faken, ist auch Sexismus völlig ok – wenn er sich nicht gegen konkrete Personen richtet, sondern einfach so geschrieben wird.

Und dann schreibt der Guardian über die vielen kleinen Vorfälle, die Frauen aus technischen Branchen vertreiben. Grundlage ist eine Studie unter Leser_innen zu Sexismus. Was nicht fehlt, sind übrigens Kinderbetreuungsplätze.

Für Mädchen hat Autostraddle 51 Geschenke zusammen gestellt, die Wissenschaft unter den Weihnachtsbaum bringen. Eine Ergänzung: Ein leuchtendes Häuschen, gebastelt mit leitfähiger Farbe.

Der Business Insider hat über die US-Amerikanerinnen geschrieben, die ursprünglich Astronautinnen werden sollten. Aber dann aufgrund sexistischer Vorbehalte auf dem Boden blieben, obwohl sie meist bessere Leistungen als die Männer zeigten. Interessant ist auch die Dokum Women in Space mit Jodi Foster als Erzählerin.

Die Astronautin Samantha Cristoforetti hat derweil erklärt, wie Menstruation im All funktioniert. Wie auf der Erde auch.

Nicht ganz die Geschichte von Geekfrauen, aber viele gute Links für Nerdetten brachte das Bitch Magazine.

PS: Herzteile ist jetzt ein Jahr und sieht noch schicker aus. Happy birthday!

Links! Einstellungsprozesse, Crowd-Work und Biotech

Auf einem Grasboden ist ein Schild mit durchgestrichenen Füßen.

Nichts für nackte Füße


Die US-amerikanische Autorin Ursula K. Le Guin hat bei den National Book Awards eine Medaille für ihr Lebenswerk bekommen. In ihrer Rede erinnerte die Sciene-Fiction-Autorin an die früher unumstößlich scheinenden Könige – im Hinblick auf den Kapitalismus heute.

Twitter hat ein Yale-Paper von 2005 ausgegraben, dass sich der Doppelstandards bei Einstellungsprozessen annahm. Danach werden bei männlichen Kandidaten unterschiedliche Qualifikationen jeweils so bewertet, dass sie zu einem Job passen – bei Kandidatinnen passiert dies nicht. Diese Doppelstandards lassen sich verringern, wenn Entscheidungsträger_innen sich zu klare Einstellungskriterien bekennen. Auch interessant: Wer sich als besonders objektiv sah, entschied sich tatsächlich besonders stereotyp.

Die November-Ausgabe von Model View Culture befasst sich mit ebenfalls mit Hiring; also Einstellungsprozessen. So sind in den USA Schwarze und Latin@ Informatiker_innen im Studium bereits unterrepräsentiert, danach sinkt ihr Anteil beim Berufseinstieg aber noch einmal. Dass es in Deutschland für nicht-weiße Frauen ähnlich läuft, unterstreicht leider anekdotische Evidenz aus meinem Berufsalltag.

Shawn Wen hat für The New Inquiry die Welt der Online-Mikro-Arbeit, meist Crowdworking oder Mechanical Turks genannt. Letzteres nach der ersten Plattform (von Amazon) für „selbstständige“ Internetarbeiter_innen, die vom Korrekturlesen für Google Books bis Recherchieren für Datenbanken alles übernehmen. Allerdings schlecht bezahlt und ohne die Absicherungen, die ansonsten für Arbeitnehmer_innen gelten. Ihre Arbeit bleibt auf allen Eben unsichtbar oder wird explizit unsichtbar gemacht. Betroffen sind, unüberraschenderweise, besonders vor allem Schwarze und Latin@s und die meisten von ihnen sind weiblich. Auf Deutsch hat bereits vor einer Weile der Zündfunk berichtet.

Hierzulande jährt sich dann auch gerade die Etablierung von Hartz IV und Antje Schrupp hat zur Bedeutungsverschiebung des Solidarstaats und der damit einhergehenden Entsolidarisierung geschrieben.

Zwei Männer haben die Biotech-Firma einer jungen Frau anscheinend komplett falsch dargestellt und sie, neben dem Imageverlust, auch Investionen gekostet – weil sie bei einer Präsentation zuviel Zeit hatten. Die bisherigen Joghurt-Tamponkuren für Vaginas will Audrey Hutchinson mit ihrer Firma Sweet Peach durch individuelle Analysen ablösen. Leider denkt jetzt alle Welt, es ginge um pfirsich-duftende Intimbereiche.

Nach Scandal kommt jetzt State of Affairs und Alfre Woodard spielt die US-amerikanische Präsidentin!

Über die Darstellung selbstbestimmter weiblicher Sexualität in Literatur und Filmen schrieb Suzie Gibson. Denn diese geht oft einher mit der Darstellung psychischer Erkrankungen.

Das Berliner CTM Festival für adventurous music and art sucht Künstler_innen, Wissenschaftler_innen und Experimentierfreudige. Besonderes Augenmerk liegt auf Projekten, die bio-physikalische Daten unter dem Motto der Turingmaschine verarbeiten. Der Einsendeschluss ist der 12. Dezember, das Festival selbst ist dann vom 26. Januar bis 1. Februar 2015.

Links! Unterhaltung für Erkältete

In einer Einkaufsstraße sind rote Rahmen aufgestellt, darin schwarz-weiß Portraits über 100-Jähriger.

In Peking waren Über-Hundertjährige zu sehen.

Die derzeitige Erkältung habe ich überbrückt mit den Kung-Fu-Filmen, die Jezebel empfohlen hat.

Zwei Serien zu denen ich nur eine Anschauempfehlung geben kann, sind Scandal und How to get away with Murder. Maureen Maisha Eggers stellt sie im neuen Blog der Feministischen Studien vor.

Die ESA hat nach 10 Jahren erfolgreich die Raumsonde Philae auf einem Kometen gelandet (auch wenn sie nun erstmal schlafen muss, bis die Akkus von der Sonne nachgeladen werden können). In einem Fernseh­interview hat einer der Wissen­schaftler dann leider anschaulich gezeigt, warum sich Frauen in der Wissenschaft so oft unwohl fühlen. Twitteruser reagierten gewohnt souverän auf die Kritik – mit Hassnachrichten und Todesdrohungen. Dabei wäre es so einfach. Er hat sich immerhin entschuldigt.

Wie schwierig Wissenschaft sein kann, zeigt derweil die Diskussion um Sexismus in der Wissenschaft. Wird es besser, ist gar ein Ende in Sicht? Und braucht es am Ende doch die viel geschmähte Genderwissenschaft, um mehr als oberflächliche Debatten um Geschlechz zu führen?

Fünf historische wissenschaftliche Theorien, mit denen wir Rassismus und Sexismus bis heute rechtfertigen, hat Autostraddle zusammengetragen.

Wie sähe Afrika aus, wenn die Kolonisation durch europäische Nationen niemals stattgefunden hätte? Vielleicht so, wie diese Karte zeigt.

Über das Impostor Syndrom schrieb ich kürzlich, s.e. smith erklärt nun, wer das ausnutzt.

Links! Heute mit seeeehr vielen Texten

In einem Park hängen an silbernen Stangen 2 Bilder: Ein schwarzes Mädchen in bunter Kleidung, das in die Luft springt. Daneben ein weißer Mann in T-Shirt und Jeans, der mit einer Lichterkette umwickelt ist.

Willow Smith und Ryan Gosling hingen so in Peking rum.

Autostraddle stellt Captain Marvel vor, Carol Danvers soll immerhin nach gefühlten 100 Marvelfilmen die erste Superheldin mit eigenem Film werden. (*Hust* Elektra…)

Über die Diversity-Panels auf der New York Comic Con schrieb Connie für Black Girl Nerds.

Einen Comic über Big Data und wen künftig „individuelle“ Risikobewertung und Preisgestaltung treffen werden, gibt es bei Al Jazeera.

Über das Vergessen und die Wiederentdeckung von Ada Lovelace als Programmiererin schrieb Annalee Newitz bei io9.

Sarah Jeong erklärt bei Forbes, wie Überwachung heute immer mehr ein Thema „zuhause“ im Privaten ist – und wie Polizei und Geheimdienste gezielt Überwachungstechniken nutzen, um die Intimsphäre von Frauen zu verletzen.

Über die „Väter der Technik“ und die Folgen schreiben Astra Taylor und Joanne McNeil in einem Longread für The Baffler: Das Vergessen der „Mütter der Technik“, die Etablierung homogener Männernetzwerke und der unkritische Blick auf die Möglichkeiten der Technik, ohne die gesellschaftlichen Hürden für all die Nicht-Väter zu beachten.

Warum sie als Schwarze Frau auf ihrem Doktortitel besteht, erklärt daher Carlotta A. Berry, Professorin für Elektrotechnik und Informatik, bei der New York Times.

Roboter haben keine Geschlechtschromosomen und brauchen kein Geschlecht, weder männlich noch weiblich. Wenn wir ihnen entsprechende Signale (Haare, Kleidung, Make-Up) verpassen, bewerten wir sie allerdings genauso stereotyp wie Menschen. Was auch z.B. für ein angenommenes Alter oder Rassifizierung gilt. Victoria Turk über die Chancen und die Risiken von Robotern, die menschlicher Normierung unterworfen werden.

Was Krimiserien angeht, ist The Fall eine Rarität. Das liegt unter anderem an der Kommissarin Stella Gibson, die Gillian Anderson als selbstbewußte Einzelgängerin darstellt.

Die Unterrepräsentation von Frauen in den Medien ist seit einiger Zeit ein Thema der feministischen Blogosphäre (z.B. 50 Prozent oder die Männerlastigkeit von Deutschlandradio Kultur). Der k_eine Unterschied geht mit „Rollen zählen“ noch einen Schritt weiter: Wenn Frauen dabei sind nachzählen, ob sie selbst Wissen vermitteln dürfen oder nur empfangen müssen?

Ein McKinsey-Analyst über diskriminierende Praktiken in Firmen, die Frauen den Ein- und Aufstieg erschweren. Von 1976 (via Leigh Honeywell).

Alles was es zur Social-Freezing-Debatte noch zu sagen gab, von Sarah Diehl.

PS: Der Jenaer Frauenhaus e.V. braucht finanzielle Unterstützung.