Eigentlich wollte ich heute noch was zur Diskussion auf dem Podium von „Welche Chance bietet das Internet für die Demokratie?“ (PDF) schreiben. Ich hatte mir während der Veranstaltung sogar Notizen gemacht, aber dann waren zwei Diskussionen danach spannender. Provokant habe ich die Protagonist_innen in der Überschrift „Omis“ genannt. Nicht weil ich irgendeine Ahnung von ihrer Nachkommenschaft habe, sondern weil beide sehr interessiert daran waren, jungen Leuten die Teilnahme an der Demokratie (über das Internet) zu erleichtern oder sogar zu ermöglichen.
Zunächst hatte ich ein Gespräch am Stehtisch überhört, das in etwa wie folgt ging (der Einfachheit halber bleibe ich bei Omi, der „Typ“ war ein mittelalter, weißer Mann).
Omi: „Ich hätte mir ja gewünscht, dass es hier noch mehr Informationen über das Internet gibt.“
Typ: „Da gibt es ja heute schon Einrichtungen, die ihnen zeigen, wie sie ins Internet gehen können.“
Omi: „Das meine ich nicht, das weiß ich ja. Aber mehr über die Frage, wieviel kann und muss ich von mir preisgeben.“
Typ: „Na, sie müssen das ja nicht machen.“
Omi: „Aber dann kann ich doch nicht mitreden.“
Den weiteren Verlauf habe ich leider nicht mitbekommen. Aber die Frage, wieviel kann ich preisgeben, wieviel muss ich preisegeben, um mich beteiligen zu können, halte ich für eine der wichtigsten. Auftrieb hat sie nicht erst zuletzt mit dem Hoax um Amina bekommen, in dessen Mittelpunkt die Frage nach Vertrauen steht. Wem vertrauen wir wann, ab wann wird uns vertraut?
Umgedreht wird ein Punkt draus, der in der Post-Privacy-Debatte bisher noch nicht erläutert wurde: Gibt es einen Punkt, ab dem man mir nicht mehr vertraut, weil ich zuviel preisgegeben habe?
Später erläuterte mir eine andere ältere Dame ihre Vision eines politischen Forums im Internet. Eine Mischung aus Habermas‘ herrschaftsfreiem Raum und römischen Forum, als meinungsbildendem Ort, dessen Ergebnisse wiederum in die Politik einfließen sollten. Während ich dies in Anbetracht von Spam und Trollen und den damit verbundenen Moderationsmechanismen eher als Utopie sehe, war sie der Überzeugung, dabei handele es sich lediglich um Vorgaben, Herrschaftsfreiheit sei trotzdem gegeben.
Schließlich stieß die bereits vorgestellte Dame zu uns und wir diskutierten noch ein wenig über die grundsätzliche Frage, wie die Beteiligung aller Bürger_innen, also auch von weniger priviligierten Gesellschaftsschichten, möglich sei.
Im Fazit: Schade fand ich, wieder einmal, dass sich so wenig Frauen an der (öffentlichen) Diskussion beteiligt haben. Weder die älteren Damen, noch eines der zahlreichen jungen Mädchen, die auch da waren. Mädels, Frauen, Damen, Omis, ihr habt soviele tolle Ideen und Gedanken, die auch der allgemeinen Diskussion wichtige Anstöße verpasst hätten!
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