Links! Quantified Self, Überwachung und Neues von den Bewegtbildern

Straßenkritzelei: Mit einer Waffe kann man eine Bank ausrauben. Mit einer Bank die ganze Welt.

Politik vor der Arbeitsagentur Osnabrück.

Bente Varlemann gegen Alltagssexismus

Am Wochenende war ich beim Poetry Slam. Es war sehr unterhaltsam, aber teilweise sehr schmerzensmannig. Jetzt spült mir @totalreflexion noch einen Auftritt von Bente Varlemann in die Timline, den ich gerne live gesehen hätte: „Was ich habe“

Rote Lippen, offener Mund, welche Frau läuft nicht dauernd so rum?

Die folgende Werbung habe ich beim Werberat eingereicht, nachdem sich einige Menschen darüber aufgeregt haben. Dieser sieht von weitergehenden Maßnahmen ab, da die Darstellung nicht sexualisiert sei. Auf meinen Vorwurf der Objektifizierung mit all ihren negativen Konsequenzen geht niemand ein. Ich frage mich, welche Kompetenz der Werberat eigentlich zum Thema Diskriminierung hat.

Ein rot geschminkter Mund, geöffnet, darüber die Aufschrift OFFEN!

Feedback gerne an den Werberat.

Gegen Vergewaltigungshymnen ansingen (danke Internet!)

Manchmal kommt aus den Tiefen des patriachalischen Backlash doch viel Wunder­bares hervor. Die Reaktionen auf das sexistischste Lied des Sommers gehören dazu.

Wer dieser Tage das Radio einschaltet oder ein Kaufhaus betritt, entkommt ihnen kaum: Robin Thicke, Pharrell Williams und T.I. „Blurred Lines“ holt das alte Klischee des „guten Mädchens“ heraus, das es (also Sex) eigentlich doch will. Dieser „Schlampe“ versprechen die drei „Befreiung“ (kein Scherz), bis hin zu körperlichen Verletzungen. Nicht ohne immer wieder zu betonen, das „gute Mädchen“ zu wollen. Sie selbst kommt natürlich nicht zu Wort, warum auch. Auf dem Hintern einer der fast nackten Frauen im Video ist allerdings ein Stopschild zu sehen. Die Sänger sind natürlich alle vollständig bekleidet. Eine ungesunde Mischung aus Objektifizierung und Ver­gewaltigungsentschuldigungen, die Übergriffe normalisiert. Thickes Äußerung, an der Herabsetzung von Frauen Gefallen gefunden zu haben, verstärkte das Bild. Nach massiver Kritik sah er sich inzwischen gezwungen, die Inszenierung zu erklären. Dem Handbuch 1×1 des Retro-Sexismus folgend verriet er, da alle Sänger verheiratet seien und Kinder hätten, könne er sich nicht respektlos gegenüber Frauen verhalten und daher sei alles als Scherz zu verstehen. Eigentlich sei der Song sogar eine feministische Bewegung.

Die hat er tatsächlich ausgelöst, allerdings sind eine Reihe anderer Künstler_innen dafür verantwortlich. Eines der ersten Videos war Ask First von J. Mary Burnet und Kaleigh Trace, die sich der Heteronormativität entgegen stellen und enthusiastischen Konsens einfordern. Runterladbar auf Bandcamp und der Songtext nachlesbar auf Vimeo.

Den Aufhänger „Everybody get up“ hat die Parodie Womens Rights aufgegriffen. Denn erst vor kurzem stand die texanische Senatorin Wendy Davis für Frauenrechte (auf). Der Songtext (auf YouTube) geht auf den Kampf um Frauengesundheit und Abtreibungsrechte ein.

Die „boyleske“ Truppe Mod Carousel brachte ebenfalls eine eigene Version mit vertauschten Geschlechtern heraus. Auf ihrer eigenen Seite gibt es den Song zum Download, auf der YouTube-Seite ist der Songtext nachzulesen.

Für Typen, die sie nicht in Ruhe lassen wollen, hat Melinda Hughes nur ein Wort über: Douchebag (ein Schimpfwort, für das es im Deutschen keine Entsprechung gibt, das die Verachtung gegenüber Frauen mitträgt). Der Songtext (auf YouTube nachlesbar) enthält allerdings einige behindertenfeindlichen Schimpfwörter.

Im Radio sind diese Lieder derzeit eher nicht zu hören. Ask First und Womens‘ Rights sind aber beide schon über 50.000 mal im Internet angeschaut worden, Mad Carousel nähern sich der 2 Millionengrenze. Den neuen Möglichkeiten, eigene Medien zu erschaffen und zu verbreiten sei an dieser Stelle gedankt.

Update 1. August: Auf Der k_eine Unterschied gibt es von der Faserpiratin auch einen Beitrag zu den „Gegenliedern“, der diese noch mehr analysiert.

Update 1. September: Eine weitere Parodie hat Milenskaya gefunden.

Die diskriminierenden Klogriffe des @ZDF

Ich würde mich sehr freuen, diese Liste nie wieder aktualisieren zu müssen.

  • 8. Juni 2018, ZDF/@ZDF
    Das ZDF schreibt als Teaser und Social-Media-Anreißer zu „Helden der Propaganda – Sportler in der NS-Zeit“, dass man die „Helden und Stars“ der Nazi-Zeit auch heute noch liebe und bewundere. Nach Beschwerden wird der Tweet gelöscht.
  • 19. Mai 2018, ZDF
    Die Kommentator_innen des ZDF bezeichnen in der Sondersendung „Harry & Meghan – Die Traumhochzeit“ die Ehe und insbesondere Meghan Markle als „exotisch“ und „solche Frau“ die früher nur „als Mätresse gehalten wurde“. Über die wiederholte Erwähnung von „afro-amerikanischen Esprit“ wird die Chance verpasst, etwa die Kolonialismuskritik des Pastors Michael Curry zu erörtern und für das deutsche Publikum aufzubereiten.
  • 14. Mai 2018, @ZDF
    Die Ankündigung für die TerraX-Sendung „Gibt es menschliche Rassen?“ lässt die Frage nicht nur unbeantwortet, das ZDF fragt sogar noch, ob die Abstammung Einfluss auf die Intelligenz habe. (Die Antwort lautet übrigens: Nein. Diese Idee wird allerdings regelmäßig von rassistischen Weißen in den Diskurs geworfen.
  • 7. Februar 2017, @heuteplus
    Der deutsche Gehörlosenbund kritisiert die fehlenden Untertitel bei einem Beitrag. ZDF heuteplus reagiert mal wieder patzig.
  • 2. September 2015, @janboehm
    Mitten in der x. Rassismusdebatte in den deutschen Medien versucht Jan Boehmermann auf Twitter, mit rassistischen Worten witzig zu sein und kommt mit Kritik nicht klar.
  • 16. Juni 2014, ZDF
    In den WM fofocas (deutsch: WM-Tratsch) sendet das ZDF „einen brasilianischen Cartoon“ – über Sexarbeiterinnen und FIFA-Funktionäre. Der Witz soll wohl auf Kosten letzterer gehen, aber auch die Frauen werden sehr stereotyp dargestellt. Auf Nachfragen reagiert der Twitteraccount gewohnt souverän patzig. Im Vergleich zum Originalclip fehlen auch die Urheberangaben.
  • 2. April 2014, ZDF
    Im Morgenmagazin darf Akif Pirinçci nett über sein Buch „Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer“ plaudern. Das Buch klingt so diskriminierend, wie dann auch die Sendung ablief.
  • 27. März 2014, ZDFneo
    Das Neo Magazin versucht, TV Total „Nachhilfe“ zu geben. Produziert aber nur rassistische Stereotype. Ti… ach ne. Immerhin schlafen die Herren von @ZDF noch gut.
  • 4. März 2014, ZDF
    Die neue Werbekampagne für die Samstagskrimis kann sich stereotyper Bilder von Frauen und Männern nicht erwähren, inklusive anzüglicher Witze über weibliche Mordopfer. @ZDF reagiert auf Twitter wie erwartet „souverän“: TIHI.
  • 24. Januar 2014, ZDF
    Die heute show witzelt, Inklusion sei, wenn inkompetente Menschen auf einmal Jobs bekommen. Tihi. Ich dachte ja, da ginge es um den Abbau von Barrieren für behinderte Menschen. Naiv!
  • 16. Januar 2014, ZDF
    Gast Sarah Wagenknecht wird in Markus Lanz vom gleichnamigen Moderator wiederholt unterbrochen und auf (ihr) Aussehen angesprochen. Nachdem eine Online-Petition gegen dieses Verhalten über 200.000 Unterschriften vereint hat, lobt sich Lanz einfach selbst bei Wetten, dass…? Tihi.
  • 19. Dezember 2013, ZDFneo
    Im Neo Magazin feiert Jan Böhmermann #Aufschreinachten (tihihi), außerdem gehen die Pimmelwitze (siehe 5.12.2013) weiter.
  • 19. Dezember 2013, ZDF
    Auch Urban Priol macht sich am gleichen Tag beim Satirischen Jahresrückblick über #Aufschrei und die Sexismus-Debatte lustig.
  • 17. Dezember 2013, @ZDFneo
    Auf die Ernennung von Ursula von der Leyen zur Verteidigungsministerin reagiert @zdfneo reflexhaft mit einem Minirockwitz. Tihi. Auf Nachfrage scherzt mann weiter, demnächst den für eine ZDF-Sendung als Sexisten prämierten Koch Johann Lafer rekrutieren zu wollen. Tihihihihi.
  • 14. Dezember 2013, ZDF
    In der Augsburger Ausgabe von Wetten, dass… wird für die Saalwette explizit dazu aufgerufen, sich mit Blackface als Jim Knopf zu verkleiden. Das ZDF antwortet bei Twitter nicht auf die Kritik an dieser rassistischen Showpraktik. Stattdessen retweetet der Account einen Hinweis auf den DWDL-Artikel mit „Wetten, dass..?“ im Shitstorm: Nun ist’s mal gut. Weiße Medienmänner, die über Rassismus urteilen…
  • 5. Dezember 2013, ZDFneo
    Die „Satire“-Sendung Neo Magazin greift nach einer 100%-Männergästequote die Nominierung für den „Goldenen Medienpimmel“ auf. Visualisiert wird dieser als „Schlappschwanz“ (tihi). Außerdem ist Moderator Jan Böhmermann so männlich, dass er seinen Penis Ina Müller leihen kann, damit diese ihre Sendungen übersteht. Satire funktioniert ja bekanntlich am besten entlang gesellschaftlicher Machtgefälle nach unten. Tihi. Eine Woche später gibt es erstmals einen weiblichen Gast im nun „gender-sensiblen Pimmelmagazin“. Tihi.
  • 1. Dezember 2013, ZDF
    Unter dem Titel „Frauen, die Geschichte machten“ porträtiert das ZDF immerhin sechs wichtige Frauen der Geschichte. Kleopatra darf aber erstmal vor dem Spiegel stehen und ihr Gewicht kritisieren. Im anschließenden „Frauen-Check“ wird neben weiteren fazialpalmierenden Aussagen auch die Mär von der „alle Männer sind jetzt Professorinnen“ der Uni Leipzig herausgeholt. Recherche war wohl aus.
  • 22. August 2013, ZDF
    Nach 22 Uhr traut man(n) sich beim ZDF mal was und twittert „Fotze Fuck“. Tihi.
  • August 2013, ZDF
    Zur Bundestagswahl 2013 gibt es fünf Sendungen von illner intensiv. Von den 20 Gästen sind nur 3 Frauen, darunter gleich 2 in der Sendung zu Rente & Pflege. Unter den Comedians, die jede Sendung einleiten, ist keine Frau.
  • 7. August 2013, ZDFneo
    In der Game-Show(?) Auf der Flucht – Das Experiment treten die Teams „Irak“ und Eritrea „Afrika“ an, aus den genannten Ländern zu fliehen, um das Schicksal Asylsuchender nachvollziehen zu können. Nachdem die Teilnehmer_innen bereits vor der Sendung im Trailer mit rassistischen Äußerungen auffallen, wird im Netz Kritik laut. Auf Twitter verbittet man sich derartige Kritik, aber auch nach dem Anschauen ist die Sendung noch rassistisch. Eine Beschwerdemailvorlage gibt es bei hier.
  • 20. Juli 2013, ZDF Hyperland
    Ein Blogbeitrag über eine Facebook-Aktion wird betitelt mit „Online-Geständnisse gegen sexuelle Gewalt in Israel“ – dabei handelt es sich um die Opfer, die von Übergriffen berichten, nicht Täter_innen, die Unrecht gestehen. Nach Hinweisen wird der Titel zu „Online-Anklagen“ geändert.
  • 17. Juli 2013, ZDF
    In der Nachrichtensendung heute „sorgt“ sich das ZDF um die Beinkleidung von jungen Mädchen, die heute rumlaufen, wie Männer 1961 Fußball spielten. Damals durften die Frauen das ja zum Glück noch nicht.
  • Juli 2013, ZDF
    Für die Übertragungen der Frauenfußball EM 2013 wirbt das ZDF mit kopflosen Menschen, die Hausarbeit machen. Grundlage sind vermutlich die lustigen, tihi, sexistischen Sprüche von 1970, kurz vor der Aufhebung des Verbots von Frauenfußball.
  • 5. Juli 2013, ZDF
    Die Impro-Show Durchgedreht hat zwar keine Untertitel, macht sich aber über Gebärdensprache lustig. Tihi.
  • März 2013, ZDFinfo
    Lesben sind als Thema für die 140 Sekundenunpassend“.
  • 29. Januar 2013, ZDFinfo
    In die Login-Sendung zu #Aufschrei ist ein sogenannter Pick-up-Artist eingeladen. Er erklärt Männern beruflich, wie sie das Selbstbewußtsein von Frauen kaputt machen, um sie im angegriffenen Zustand leichter ins Bett zu bekommen. Am 16. April werden seine Gäste vor der Sendung Maischberger (ARD) weibliche Gäste belästigen und Rassismus verbreiten.
  • 29. Oktober 2012, ZDF
    Der 600 km-Fußmarsch von Flüchtlingen durch Deutschland, die damit gegen ihre Residenzpflicht verstoßen und die anschließende Polizeigewalt sind für das ZDF „nicht relevant“.
  • 27. Oktober 2012, ZDF
    In einem Beitrag von Mona Lisa wird Transsexualität unhinterfragt als krankhaft dargestellt. Die Bemühungen, u.a. des Europäischen Parlaments, Trans­menschen nicht weiter zu pathologisieren und dennoch medizinische Ver­sorgung zu garantieren, bleiben ausgespart.
  • 4. Oktober 2012, ZDFneo
    In der Sendung neoParadise ist der Übergriff auf eine Messe-Hostess eine (lustige, tihi) Mutprobe.
  • 13. April 2011, @ZDFneo
    Das Thema „Feminismus“ auf der re:publica provoziert die Twitterer so sehr, dass sie sich einen Shitstorm wünschen. Alles nur Spaß natürlich, tihi.
  • September 2010, ZDFneo und @ZDFneo
    Die Serie Mad Men wird mit billigem Sexismus beworben, @ZDFneo findet es witzig, tihi.
  • 18. August 2007, ZDF
    Die ZDF-Sendung Lafer! Lichter! Lecker! wird für sexistische Sprüche über etwa „nougatgefüllte Marzipanpralinen auf zwei Beinen“ auf dem Herbsttreffen der Frauen in den Medien mit der „Sauren Gurke“ ausgezeichnet.

Tihi. Wie es nervt.

Frauen aus der Geschichte schreiben. So geht’s.

Im Braunschweiger Space Stratum0 arbeiten wir gerade an einem Workshop zu digitaler Selbstverteidigung (am 17. August, just in case), also quasi einer Cryptoparty. Nachdem der NDR heute über Kryptoparties der Piratenpartei berichtet hat, aber die Geschichte der Bewegung nur sehr vage beschrieb, schaute ich in die Wikipedia. Und siehe da:

Als Nachfolger der Cypherpunks wurde das Konzept im späten August 2012 in einer Twitter-Konversation zwischen einem australischem Datenschutzanwalt(mit demPseudonym Asher Wolf) und Com­puter­sicher­heits­experten erdacht, nachdem das Cybercrime Legis­lation Amendment Bill 2011[2] das australische Parlament passierte[3] und der Vorschlag eines Zweijährigen Vorrats­daten­speicherungs­gesetzes[4] gemacht wurde.

Asher Wolf ein Mann? Und dann noch ein „Datenschutzanwalt“? Da hat wohl jemand die englische Version “privacy advocate” etwas missübersetzt. Dachte sich auch ein_e fleißige_r Wikipedianer_in und überarbeitete den Eintrag. Leider flog der Verweis auf Datenschutzaktivistin Asher Wolf komplett raus. Nicht zum ersten Mal in der Geschichte der Cryptoparties.

Es ist völlig egal, wenn die bearbeitende Person das „nicht böse“ gemeint hat. Es ist passiert. Wenn sie darüber nicht weiter nachgedacht hat, ist es fast noch schlimmer, als mutwillig die Beiträge von Frauen zu unterschlagen. So funktioniert das nämlich. Der Standard ist männlich und Frauen wird gar nicht zugetraut, was wichtiges zu leisten. Dann darfst Du noch diskutieren, ob das nun *wirklich* relevant war. Und dann passiert es nicht nur einmal, sondern wieder und wieder und statt noch coolere, relevante Dinge zu tun, ist frau damit beschäftigt, einfach nur ihre Existenz zu versichern. Im Internet weiß niemand, dass Du ein Hund bist – sie sehen eh nur die Männer.

#Genderfocus (Menschen auf @focusonline-Titeln)

Dank eines Probe-Abos flattert mir seit einiger Zeit der Focus ins Haus. Schon nach den ersten Ausgaben ließ sich ein gewisser, mir bekannter Trend von Titelbildern erahnen, den ich nun rückblickend auf das Jahr untersucht habe. So gibt es 2013 bereits 15 Titelbilder, mit einer großformatigen Menschabbildung, bzw. einer Collage (von insgesamt 24 Ausgaben). Davon zeigen 7 Ausgaben eine Frau, 3 zeigen Paare mit einem Mann und einer Frau und 5 einen Mann. Diese Bilder habe ich mir genauer angeschaut, ob die Subjekte sexualisiert dargestellt sind und zu welchen Themen sie gezeigt werden.

Drei Titel des Focus auf Holzdielen. Ein weißer Mann zu „Durchstarten mit 40+“, eine weiße, nackte Frau mit einem iPad vor der Brust zu „So macht das internet gesund“ und eine nackte Frau mit einer Katze vor der Brust zu „Schluss mit Allergie“

Von den einzeln abgebildeten Männern ist keiner sexualisiert dargestellt, drei sind darüberhinaus mit ihrem Namen benannnt. Peer Steinbrück ist als Opfer von Gewalt zu sehen, die er sich selbst zufügen könnte. Die beiden unbenannten Männer illustrieren Stress im Job und „Durchstarten mit 40+“. Unter den Paaren ist ein Mann sehr vage sexualisiert dargestellt: ein Mann mit grauen Haaren im engen T-Shirt unter dem sich seine Muskeln abzeichnen zu „Medizin die jünger macht“.

Von den drei Paaren ist eine Frau sexualisiert dargstellt, im knappen weißen Sporttop, das über der CD „fit bleiben“ nach vorne drängt. Gleich vier der alleine dargestellten Frauen sind deutlich sexualisiert zu sehen: fast nackt mit einem iPad, mit roten Lippen und Kugelschreiber daran, mit dunkel geschminkten Augen und laszivem Blick gleich zwei Mal. Die Themen: Liebe, Gesundheit und Übergriffe. Das Bild zu „Schneller & besser denken“ ist dagegen schon sehr dezent. Außerdem sehen wir ein Jugendbild von Angela Merkel und neun benannte Frauen, überwiegend Erbinnen oder Schauspielerinnen, die sich gegen „die Frauenquote“ aussprechen.

Zwei Focustitel auf Holzdielen. Links eine Frau mit roten Lippen, die einen Tintenfüller daran hält zu „Liebe im Büro“ und rechts ein Mann unter Post-Its zu „Raus aus der Stressfalle“.

Politik, Finanzen und Arbeit sind also nur mit Frauen illustriert, wenn es um die Kanzlerin, Liebe oder die Frauenquote geht. Stress oder die Euro-Krise sind dagegen Männersache. Das Thema Gewalt kommt zwei Mal vor und beide sind verstörend: Steinbrück als „Opfer seiner selbst“ und zu sexualisierten Übergriffen sehen wir eine anscheinend nackte Frau, inszeniert als willige Verführerin. Neben dem gleichzeitig in seiner Männlichkeit gestärktem und gepeinigtem Steinbrück wird die DDR-Vergangenheit der Kanzlerin mit einem jungen, schüchternen Mädchen bebildert.

Ferner sind alle abgebildten Personen weiße Menschen, andere scheint es nicht zu geben in der Focus-Welt. Es geht aber eh nur einmal um ein anderes Land, China, das mit einem wütenden Drachen personifiziert wird (wer hätte da keine Angst?). Auch die kleinen Bildchen am unteren Rand weichen von dem Schema nicht ab und lassen sich mit Kindern, Titten (Brustkrebs! Irgendwie muss mann die ja mal aufs Cover kriegen!) und Hoeneß beschreiben.

Termine! In Braunschweig.

Es ist einiges(!) los in Braunschweig in den nächsten Wochen.

Vom 16. bis 18. Mai findet an der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) die Tagung „total. Universalismus und Partikularismus in postkolonialer Medientheorie“ statt.

Außerdem heute am 16. Mai, also heute:

Um 18:30 Uhr wird die Vollversammlung der Studentinnen der TU Braunschweig wiederholt. Ort ist die Essensausgabe W der Mensa 1 in der Katharinenstraße.

Fast gleich, und zwar um 19 Uhr gibt’s außerdem Vorträge im Stratum0, etwa zu „Musikcomputer – Computermusik“.

Zum Flashmob “Same sex holding” lädt die Grüne Jugend angesichts des Internationalen Tages gegen Homophobie (IDAHO) am morgigen 17. Juni um 17 Uhr auf den Schlossplatz.

Am 29. Mai fragen sich Dr.-Ing Kira Stein, Prof. Dr. Petra Lucht und Dipl.-Ing. (FH) Pamela Kuhn, wie das Maschinenbau-Studium für Menschen interessanter werden könnte, die die Rollenvorstellungen und Stereotype bisher abhalten. Diesen illustren Round Table mit dem Namen „Jenseits der Norm“ moderiert dann yours truly.

Den Science Slam spezial gibt es gleich am nächsten Tag, den 30. Mai. Dann ausnahmsweise in der Buchhandlung Graff.

Der Juni beginnt mit dem Queer Cinema und dem Film Alle Zeit der Welt. Am 3. Juni im C1 ab 20 Uhr, der Film ist zu sehen im niederländischen Original mit Untertiteln.

Anknüpfend an die Debatte um #Aufschrei heißt es in den Braunschweiger Zukunftsfragen am Mittwoch den 05. Juni 2013 „Sexualisierte Gewalt und Sexismus: Schnee von gestern oder Herrschaftsmittel?“ Um 18:30 Uhr im Raum SN 19.4 in der Schleinitzstraße 19. Es diskutieren Dr. Monika Schröttle (Uni Gießen) und Eileen Kwiecinski (TU Braunschweig).

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Standort Braunschweig öffnet am 9. Juni seine Türen. Welche sich nicht alleine hintraut, kann auch mit dem Braunschweiger VDI-fib (Frauen im Ingenieurberuf) hingehen.

„Toxische Medien: Pilze, Gifte, und gestörte Ordnungen“ (PDF) Dahinter verbirgt sich am 14. Juni eine Tagung zur (Medien-)geschichte gefährlicher Wesen und Substanzen. Von 10 bis 17 Uhr in der HBK, Geb. 01, Raum 304.

Die Ringvorlesung „Geschlechterfoschung und technische Innovation“ geht ebenfalls weiter. Es kommen noch:

  • 28.5.2013: Lucy Suchman (Lancaster, GB): Feminist research at the digital/material boundary
  • 11.6.2013: Bärbel Mauß (Berlin): Gender Studies für innovative Technikentwicklung. Das Zertifikatsprogramm GENDER PRO MINT an der TU Berlin
  • 25.6.2013: Claude Draude (Bremen): Vielfalt, realistische Modelle, konstruktive Technikkritik: Was können Gender Diversity Studies zur Informatikforschung beitragen?
  • 9.7.2013: Waltraud Ernst (Linz, Österreich): Geschlecht und Maschine: Maschinenbediener_innen verändern Mensch-Maschine-Verhältnisse

Das Semester abschließen wird in der Frauenbibliothek Dr. Laura Méritt mit dem Vortrag „Let´s talk about Sex – Sprache und Sexualität“. Die Veranstaltung wird Teil des Sommerlochfestivals 2013 sein, das insgesamt vom 13. bis 27. Juli laufen wird.

Nicht unbedingt in Braunschweig sind ansonsten die Termine, auf denen ich mich so rumtreibe. Dazu wie immer mehr auf meiner Termineseite.

Was ich so machte.

In den letzten Wochen war es hier eher ruhiger, dafür habe ich mich bei den Femgeeks etwas ausgetobt. Zu einer neuen Wikipediadebatte über Sichtbarkeit von Frauen (Teil 1 und Teil 2), Frauensichtbarkeit überhaupt, der nun beschlossenen Bestandsdatenauskunft und der Netzneutralität. Über letzteres habe ich dem WDR meine Meinung gesagt – im Rahmen der re:publica 2013, die ich diese Woche besucht habe. Der Beitrag über die Patentprobleme in der Brustkrebsforschung und ein Open Data-Projekt als Intervention wurde auch bei netzpolitik.org gebracht.

Außerdem gibt’s in der Missy eine traurige Lobrede auf Astrid Farnsworth aus Fringe (Leser_innen werden sich an meinen Beitrag vor 3 Jahren hier erinnern). Über Frauenrollen in Computerspielen war ich im Zündfunk und dem NDR zu hören und in den Anschlägen zu lesen.

Parfüm, Getränke, Kleidung: Shit you should not buy

Die Parfümmarke Lolita Lempicka macht ihrem Namen alle Ehre und propagiert in der Kampagne zu „L’Eau Jolie“ neben der Sexualisierung junger Mädchen auch den gefährlichen Mythos der „unabsichtlichen Verführungskräfte junger Mädchen, die gar nicht wissen, dass sie unwiderstehlich sind“. Kampagnenstar ist Elle Fanning, die vor einem Monat ihren 15. Geburtstag feierte. Das Parfüm ist im Übrigen für „pretty girls“.
Beschwerden: Mail-Kontakt, @PLolitaLempicka, auf Facebook.

Villeroy und Boch kramt uralte Geschlechterklischees raus: Frauen trinken „weiche“ Weine aus „bauchigen“ Kelchen, maskuline Weine sind „fordernd“ und „spritzig“.
Beschwerden: Mail-Kontakt, @villeroyundboch, auf Facebook.

Drag ist künstlich und ein Mann also viel schöner, wenn er „natürlich“ durchs Leben geht. Der neue Bionade-Spot zementiert ebenfalls das Bild des cis-gender Mannes.
Beschwerden: Mail-Kontakt, @bionade_gmbh, auf Facebook.

Auch Flensburger Pilsner hat mich als Kundin verloren. Statt in Bier muss ich als Frau demnächst in Feuchtigkeitscreme investieren.
Beschwerden: Mail-Kontakt. [Update, 20. Mai: Flensburger Pilsner bedauerte auf Nachfrage die Etiketten, die von der Geschenkkrüge-Firma stammten und nicht autorisiert wurden.]

Das Klischee, Männer seien alle „einfach“, stirbt auch bei Bacardi nicht aus.
Beschwerden: Mail-Kontakt, auf Facebook.

Werbeplakat von Bacardi: Weil Männer einfach gestrickt sind.

Tchibo fasst die 54 Länder Afrikas von Ägypten über den Kongo bis Südafrika mal wieder zusammen. Eine Giraffe reicht auch und die Bildauswahl rettet nicht, sondern macht alles noch schlimmer.
Beschwerden: Mail-Kontakt, @Tchibo_presse, auf Facebook.

Beim Deutschen Werberat beschweren.